Presseberichte
Eine Ausbildung in einem gastronomischen Betrieb? Viele junge Leute schrecken davor zurück Drei Auszubildende aus der Region nicht.
„Vor denen kann man den Hut ziehen.“
Von Christian Bödding
Ahaus/Südlohn/Lechten. Tim Mälzer, Johann Lafer, Sarah Wiener, Frank Rosin, Christian Rach – die Namen dieser Fernsehköche hat fast jeder schon mal gehört oder eine ihrer Kochsendungen gesehen. „Vor denen kann man den Hut ziehen“, sagt Wilhelm Schnieders, Vorsitzender des Köcheclubs Münsterland. „Aber das ist Unterhaltungsprogramm. Das hat wenig mit Gastronomie zu tun.“
Der Köcheclub hat es sich zur Aufgabe gemacht, das Bild des Kochs in der Öffentlichkeit ins rechte Licht zu rücken. Mit welchen Aktionen das geht, darüber berichteten am Dienstag im Schlosshotel Ahaus Wilhelm Schnieders und Vereins-Pressesprecher André Dieker. Aufhänger ist der Jugendwettbewerb „Hupfer Münsterlandgabel“.
Qualifizieren können sich Auszubildende im dritten Ausbildungsjahr in den Berufen Köchin / Koch, Restaurantfachfrau / -mann und Hotelfachfrau /-mann. Geschafft haben das aktuell Koch-Azubi Robin Lindenbaum vom Schlosshotel Ahaus sowie die Hotelfach-Azubis Jasmin Gehling vom Hotel Südlohner Hof in Südlohn und Sebastian Klöpper vom Landhotel Hermannshöhe in Legden.
Aufgaben kommen zum Beispiel aus den Bereichen Fleischerei und Konditorei, mal geht es um die Herstellung von Pasteten, mal um Vorspeisen. „Alles, was sie sich auf einer Speisekarte vorstellen können oder was in einem gastronomischen Betrieb nicht so ohne Weiteres machbar ist.“ Ein Fischseminar mit Hummern und Austern zum Beispiel und einem Wareneinsatz von gut 600 Euro. „Die Kollegen aus der Gastronomie geben die Seminare kostenfrei oder gegen eine Aufwandsentschädigung.“
Davon profitieren auch Robin Lindenbaum, Jasmin Gehling und Sebastian Klöpper.
Der 19-jährige Robin Lindenbaum aus Asbeck wollte immer schon Koch werden. „Das liegt in den Genen.“ Schon seine Oma war Köchin, sein Vater ist es ebenso. Der 20-jährige Jasmin Gehling aus Südlohn ist auf dem Weg zum Studium (Hotelmanagement) eine fundierte Ausbildung wichtig. Der 19-jährige Sebastian Klöpper aus Albeck liebt ganz einfach den Job. „Es macht Spaß, sich auf die Gäste einzustellen.“
Abwechslungsreich, kreativ, interessant, das sind Attribute, mit denen Wilhelm Schnieders die gastronomischen Berufe verbindet. „Als Koch oder als Restaurantfachkraft anderen leuten eine Freude machen, das ist doch eine tolle Sache.“
Grundlage sei allerdings eine fundierte Ausbildung. Wilhelm Schieders: „Schnitzelbraten in der Pommesbude, das lernen sie in 30 Minuten.“ Wer aber in Deutschland eine vernünftige duale Ausbildung in einem gastronomischen Beruf machen und danach „zwei, drei gescheite Arbeitsplätze“ vorweisen könne, „der wird auf der ganzen Welt mit Kusshand genommen“, sagt Wilhelm Schnieders. „In Hotels in Arabien oder Asien stellen entweder Deutsche, Österreicher oder Schweizer die Küchenleitung und das Management. Da können Sie hinkommen, wo sie wollen.“
So weit sind Robin Lindenbaum, Jasmin Gehling und Sebastian Klöpper noch nicht. Die drei Auszubildenden bereiten sich gerade auf den Jugendwettbewerb vor, der am 22. Januar kommenden Jahres im „Speicher 10“ in Münster ausgetragen wird. Insgesamt nehmen daran 24 Azubis teil: acht Köcche, acht Hotelfachleute und acht Restaurantfachleute. Während für die Teilnehmer aus dem Hotel- und Restaurantfach im Regionalwettbewerb Schluss ist, geht es für den siegreichen Koch auf Landesebene weiter. Wer auch dort siegt, steht in der Endrunde in Frankfurt. Der Sieger darf sich „Deutschlands bester Nachwuchskoch“ nennen.
Das „Training“ sieht bei Robin Linderbaum so aus, dass er verschiedene Menüs mehrmals kocht, „um die Rezepte zu verinnerlichen“. Doch wer soll probieren, ob das Werk auch gelungen ist? Wilhelm Schnieders: „Normalerweise sage ich, bloß nicht die Eltern. Das bringt nichts. Da heißt es immer, es schmeckt super. Aber bei Robin ist das eine andere Sache, wenn der Vater probiert.“
Jasmin Gehling und Sebastian Klöpper üben täglich im Betrieb. „Tisch eindecken, Blumengestecke arrangieren“, nennt Jasmin zwei von vielen Aufgaben. Zusätzlich schaue sie sich das bisherige Gelernte noch mal an.
Bleibt da neben dem Beruf noch Zeit fürs Private? „Ich verpasse nichts“, sagt die 20-Jährige. Im Job werde pünktlich Feierabend gemacht. „Wenn ich am Wochenende ein bisschen später zu den Feten komme, ist das nicht schlimm. Ich bin in keiner Weise eingeschränkt.“
Natürlich müsse sich ein Mitarbeiter in der Gastronomie mit den Arbeitszeiten auseinandersetzen, sagt André Dieker. „Aber das bedeutet nicht, dass sie als Koch 48 Wochenenden im Jahr arbeiten müssen. Wer das als Gastronom von seinen Leuten verlangt, der wird eine hohe Fluktuation in seinem Team haben. Wer so arbeiten lässt, steht als Chef bald allein da.“
Hinzu kommt, dass die Zahl der Azubi-Anwärter in der Gastronomie deutlich zurückgegangen ist. Wilhelm Schnieders: „Früher“ lag die Bewerberquote deutlich höher. Aber es gab auch viele, die das erste Lehrjahr nicht überlebten. Heute bewerben sich Idealisten. Junge Leute, die sich mit dem Beruf vorher beschäftigt haben und ihn erlernen und ausüben möchten.
Schlosshotel-Chef Peter Rathmer sieht seinen Auszubildenden auf einem guten Weg, das nötige Rüstzeug hat er ihm mitgegeben. Zu den Siegchancen von Robin Lindbaum beim Wettbewerb sagt er: „Ich rechne mir da schon was aus.“ Die Fußstapfen des Teilnehmers aus dem Vorjahr sind groß. Fabian Krumnow vom Sportschloss Velen wurde Vierter – auf Bundesebene
Münsterlandzeitung, 22.12.2018