Presseberichte
Angehende Fachkräfte der Küche besuchen mit ihrem Berufskolleg Lise Meitner (bklm) „Borgmanns Hof“ in Steinfurt
„Der Bauer fängt doch die Hühner mit so einer Axt und hackt ihnen dabei die Köpfe ab!?“ – „Die Hähnchen werden mit Antibiotika vollgepumpt und deswegen ist Hühnersuppe doch auch so gut gegen Erkältung!“ – „Den Schweinen werden so Maulkörbe umgebunden. Da ist dann das Futter drin und so werden die Tiere gezwungen zu viel zu fressen.“ – solche und andere spektakuläre Schauergeschichten erzählen Schüler schon mal, wenn es im Unterricht um das Thema „Geflügel und Schlachtfleisch“ geht.
Dann wird es höchste Zeit, dass man sich das mal direkt vor Ort anschaut, dachten sich die Fachlehrer Hermann-Josef Döink und Theresia Mönstermann vom Berufskolleg Lise Meitner in Ahaus. Auf „Borgmanns Hof“ in Steinfurt durften die angehenden Köche und Fachpraktiker Küche sich genauer umschauen: Kartoffellager, Küken-, Legehennen-, Hähnchen-, Puten-, und Kaninchenställe wurden genauestens inspiziert sowie die Eiersortiermaschine, das Futterlager oder auch die Weide mit den Flugenten und Gänsen. Doch von Maulkörben oder Antibiotikapumpen keine Spur. Auch einen Kükenschredder konnten die Schüler nicht finden.
Stattdessen traf man auf den begeisterten Landwirt Karl-Ernst Borgmann, der mit viel Freude den Auszubildenden zeigte wie es heutzutage auf einem Bauernhof aussehen kann. Hält man Hof, Ställe und alle Arbeitsprozesse sauber, kann meistens auf teure Antibiotika verzichtet werden. Auf Borgmanns Hof mussten deshalb seit mindestens 13 Jahren keine Antibiotika mehr eingesetzt werden.
Die selbsthergestellte Hühnersuppe, die man im Hofladen oder auf den umliegenden Wochenmärkten von Borgmann kaufen kann, kann trotzdem gegen Erkältung helfen, weil beim sanften Garen immunstärkende Stoffe dem Hühnerfleisch auf natürliche Weise entzogen werden. Wo das engagierte Borgmannteam Hühnersuppe und alle anderen Produkte herstellt, konnten sich die Auszubildenden auch ansehen. Viele bekannte Geräte fanden Sie in der Fleischerei wieder und verfolgten die sauberen und professionellen Vorbereitungsarbeiten an den frisch geschlachteten Hähnchen durch die fleißigen Mitarbeiterinnen.
Zu guter Letzt der spannende Höhepunkt der Besichtigung: die Schlachtung der Hähnchen. Beruhigt stellten die Auszubildenden fest, dass Michael Borgmann hier nicht mit der Axt Hühnerfangen spielt, sondern die Hähnchen behutsam, stressfrei aber zügig betäubt und dann schmerzfrei tötet. Zugegeben, das Blut zu sehen ist vielleicht nichts für einen sensiblen Magen, die Auszubildenden haben aber alles tränenfrei überstanden und einige wollten am Ende sogar mit anpacken.
Man fachsimpelte über Kartoffelsorten und wie Verbrauchereinstellungen und -gewohnheiten Gastronomie, Landwirte und vor allem die Produkte von beiden Branchen beeinflussen.
Mehr Wertschätzung und Bewusstsein für die qualitative, intensive und verantwortungsbewusste Arbeit wünschten sich alle von den Verbrauchern.
Hier wurde Karl-Ernst Borgmann auch schon von Gastronomen betrogen, die zwar für die Verwendung seiner Produkte warben, letztendlich aber doch den Großteil an Geflügel vom Discounter kauften, weil sie sich selbst dem Preisdruck unterwarfen.
Wenn Köche auf Landwirte treffen, können also so manche Vorurteile aus dem Weg geräumt, Fachwissen ausgetauscht, ehrliche Worte gefunden und das Bewusstsein für einen gemeinsamen, verantwortungsvollen Umgang mit Lebensmitteln erweitert werden.
Theresia Mönstermann