Presseberichte
Projekt der Studierenden Heilerziehungspflege – Ein Sinnesgarten entsteht
Angehende Heilerziehungspflegerinnen legen einen besonderen Garten für Kinder und Jugendliche an
Gronau: Es gab Momente, da hätten die Frauen beinahe die Brocken Hingeworfen. „Einmal standen wir abends bis 21 Uhr im strömenden Regen neben dem Bagger, und alles was wir geschafft hatten war ein Loch im Boden“, beschreibt Anja Müller einen dieser Momente.
Die Vredenerin absolviert zurzeit am Berufskolleg Lise Meitner in Stadtlohn eine Ausbildung zur Heilerziehungspflegerin. Teil der dreijährigen Ausbildung ist ein Projekt. Dafür hat Müller sich mit ihren Mitschülerinnen Ann-Kathrin Thesing aus Bocholt, Leonie Dues aus Gronau und Nadine Perlick aus Oeding zusammengetan. Gemeinsam haben die Frauen sich etwas Großes vorgenommen: die Anlage eines Sinnesgartens.
Weil zwei von ihnen schon Praktika im Wittekindshof absolviert hatten, fragten sie dort an, ob sie das Projekt im Garten des Wohnhauses für Kinder und Jugendliche an der Königsstraße in Gronau realisieren könnten. „Wir waren erst ein bisschen skeptisch, als die vier uns Zeichnungen und ein Modell des Sinnesgartens gezeigt haben. Es ist ja doch ein Riesenprojekt“, sagt Sonja Junk, Bereichsleiterin im Wohnhaus. Und ergänzt dann: „Aber jetzt kann ich nur sagen: Hut ab!“
Tatsächlich ist an dem Tag, an dem die vier Frauen die Presse eingeladen haben, um über ihr Projekt zu berichten, trotz des vorherrschenden Novembergraus schon zu erahnen, wie der Sinnesgarten aussehen wird: Es gibt einen Entspannungsbereich, über den ein Sonnensegel gespannt wird. Hochbeete bieten Platz für Kräuter und andere Pflanzen. Auf einem zehn Meter langen Sinnespfad wechseln sich unterschiedliche Untergründe ab – von weichem Moos bis zu harten Steinen. Ein Klangspiel lässt aufhorchen, ein Wasserspiel erfreut die Augen. Tatsächlich ist hier für alle Sinne etwas dabei.
„Bei gutem Wetter werden wir den Sinnesgarten oft nutzen. Das ist eine Bereicherung für die nächsten Jahre“, sagt Verena Lüttel, die zweite Bereichsleiterin des Wohnhauses. Sie kann sich gut vorstellen, dass die Kinder auch in die Pflege des Sinnesgartens eingebunden werden, denn sie haben schon bei dessen Entstehung fleißig mitgewirkt. „Wir haben die Kinder von Anfang an mit einbezogen. Sie sollten sich als Teil des Projekts empfinden und entsprechende Wertschätzung erfahren“, erklärt Anja Müller. „Die Kinder waren immer superneugierig. Wenn sie uns gesehen haben, wollten sie gleich helfen“, ergänzt Nadine Perlick.
Neben den Kindern fanden die Frauen aber auch noch jede Menge weitere Helfer. Firmen halfen bei der Planung, stellten Material zur Verfügung oder übernahmen Arbeiten. Freunde und Verwandte der angehenden Heilerziehungspflegerinnen packten mit an. Jetzt befinden sich die Frauen im Endspurt des Projekts.
Anfang Dezember gib’s eine interne Einweihungsfeier, zu der auch alle Unterstützer eingeladen werden. „Wir sind allen, die und geholfen haben sehr dankbar“, betont Anja Müller.
Weil alles so gut gelaufen ist, können die Frauen inzwischen auch über die frustrierenden Momente des Projekts schmunzeln und sind richtig stolz auf ihr „Baby“. Auch, weil sie davon überzeugt sind, dass sie den Garten nachhaltig gestaltet haben und damit einen Beitrag zur Inklusion geliefert haben. „Alle verwendeten Pflanzen sind winterhart, die kommen jedes Jahr wieder“, nennt Anja Müller ein Beispiel. Jetzt muss nur noch Frühling werden.
Frank Zimmermann, Gronauer Nachrichten in Westfälische Nachrichten 22.11.2016